Referent: Gerd Riese, Jahrgang 1950, tätig im Beirat des Demosthenes-Verlages, Sonderschullehrer für sog. geistig behinderte Kinder, war viele Jahre in kreativen Schreibwerkstätten aktiv, schreibt Gedichte, Erzählungen. Diverse Buch- und auch Zeitschriftenveröffentlichungen. Immer wieder gerne auch im KIESELSTEIN.

Es scheint paradox zu sein: Viele von uns Stotterern sind im Grunde sehr sprachgewandt. Seit jeher sind wir gewohnt, blitzschnell Wörter auszutauschen, in Sekunden ganze Sätze umzustellen, phantasievoll mit Sprache umzugehen. Machen wir uns unsere Fähigkeiten doch mal zunutze! Wir brauchen nichts als ein bisschen Papier, einen Stift – und uns selbst...
Wir schreiben, nachdem wir uns mit einem Spiel erwärmt haben, „einfach drauf los“. Anders als wir Stotterer vielleicht einfach drauf los reden...
Wir schreiben und finden – ohne Angst – Worte für die Angst. Und die Freude! Für die Wut, die Ohnmacht, den Mut, die Trauer, die Hoffnung! Wir fabulieren Geschichten, Kontaktanzeigen, Briefe, Pamphlete – und kommen vielleicht einem Gefühl in uns auf die Spur, über das sonst nicht so leicht zu reden ist. Wir produzieren keine hehre Literatur, sondern schreiben uns ein bisschen frei – und kommen dann, ganz unter uns, ins Gespräch.